Über die Schwierigkeit, als Unternehmerin einen Punkt zu machen

Ferien – wie wunderbar. Meinen Weihnachtsurlaub habe ich mir großzügig bewilligt. Als Unternehmerin entscheide ich allein, wann ich, mir selbst freie Zeiten gewähre. Kein geregelter Feierabend. Kein definiertes Wochenende. Kein Urlaubsantrag. Aber anhalten und wirklich Urlaub machen ist gar nicht so leicht.

Am 19.12. war Weihnachtsfrühstück. Danach keine Termine mehr – das habe ich mir versprochen und das halte ich auch ein. Aber was ist mit all den Kleinigkeiten, die sonst noch so erledigt werden wollen? Mails, die noch nicht beantwortet sind. Sachen, die ich versprochen habe rauszuschicken. Die letzten Weihnachtskarten, die ich schreiben möchte.

Gleichzeitig beginne ich Bilanz zu ziehen. Wie war das Jahr? Wie sieht es finanziell aus? Wie werde ich ins nächste Jahr starten? Was ist abgearbeitet, was noch offen? Kann ich 2 Wochen abschalten? Was liegt an? Ich muss Abrechnungstermine im Blick behalten – d.h. Anfang Januar muss ich mich spätestens um einiges kümmern. Ein bisschen werde ich die 2 Wochen also hinten anknabbern müssen. Dann ist da noch die Umsatzsteuer-Voranmeldung – irgendwann muss ich mich um meine Buchführung kümmern. Klar kann ich all diese Verpflichtungen auf die Zeit nach dem 5.1. legen, wenn ich wieder anfange. Aber will ich gleich mit einem Riesen-Berg starten?

Auch das neue Jahr beschäftigt mich: Wie werde ich wieder anfangen? Welche Projekte will ich im nächsten Jahr ins Leben bringen? Was ist in diesem Jahr gut gelaufen, was weniger? Was möchte ich wiederholen, was nicht? Schon seit Monaten läuft dieser Faden innerlich mit, doch irgendwann in der nächsten Zeit muss ich Nägel mit Köpfen machen und mich um die Umsetzung dessen kümmern, was neu entstehen soll.

Urlaub zu beschließen, ist das eine; wirklich Loslassen das andere. Einen Chef, geregelte Arbeitszeiten und ein externes Büro kann man hinter sich lassen – ich aber habe alles stets parat und in meinem Kopf. Mein Büro ist zuhause. Mein Unternehmen ist nicht nur Broterwerb, sondern Leidenschaft; meine KundInnen zu unterstützen, Herzensangelegenheit.

Was also tun: Immer ein bisschen oder ganz loslassen und aushalten, dass sich in der Zwischenzeit Dinge aufhäufen?

Eine Anzeige soll ich bis 15.1. abliefern. Um einen Blog möchte ich mich kümmern. Dies und das und jenes fällt mir ein. Typisch. Ich habe jetzt die Wahl, das meiste davon liegen zu lassen und wirklich Urlaub zu machen. Oder meine Ferien zerrinnen mir zwischen den Fingern.

Oft habe ich gleich aus der „Not“ eine „Tugend“ gemacht und aus einem Teil meines Urlaubs „Arbeitsferien“ gemacht – eine Zeit ohne Termine, die dazu dient, konzeptionell zu arbeiten, Liegengebliebenes aufzuarbeiten; eine Zeit, in der ich Ordnung schaffen konnte, mich der Ablage von Papierstapeln widme und mir ohne Druck von außen Überblick verschaffen konnte. Das bietet sich in den Sommerferien an, wenn ohnehin das Leben stillsteht, weil viele weg sind. Die Zeit über Weihnachten ist knapper – ausgefüllt mit den vielen Feiertagen. Wenn ich nicht aufpasse, rast die Zeit. Weihnachtsbaum besorgen, fürs Weihnachtsessen einkaufen, letzte Geschenke besorgen, Baum schmücken… Dann kommen die Familienbesuche über die Feiertage und danach. Ich genieße es, meine Lieben zu sehen. Aber ruhig ist das nicht. Und dann sind es nur noch zwei Tage und schon steht Silvester ins Haus. Wieder einkaufen, Essen planen. Und schwupps hat das neue Jahr begonnen und der 5.1., an dem alles wieder losgeht, ist nicht mehr fern.

Ferien haben ist das eine; ein wirkliches Urlaubsgefühl haben jedoch das andere. Einer klugen Freundin verdanke ich die Erkenntnis, dass diese Übergänge typisch sind und es für die meisten nicht leicht ist, aus dem zu schnellen Tempo, in dem wir uns alle bewegen, in gemächlicheres Fahrwasser zu kommen. Früher, als meine Kinder noch klein waren, begannen Ferien immer mit Familienstreit. Aufgehäufte innere Anstrengung prallte auf Wünsche, dass es schlagartig schön ist. Nur hatte jeder andere Vorstellungen.

Langsamkeit ist mein Zauberwort. Loslassen. Anhalten und genießen. Ich beschließe, das noch zu tun, was wirklich nötig ist. Und dann wirklich Pause zu machen. Nächstes Jahr darf alles neu beginnen. Nun möchte ich nur noch lange Spaziergänge machen, mich mit Freunden treffen, ausgiebige Gespräche führen, mich vor dem Fernseher einrollen und Weihnachtsfilme schauen, mit meinen Kindern plaudern und den Hund streicheln. Ein gemütlicheres Tempo stellt sich ein. Einkaufen – gerne, aber mit Freude. Essen planen für meine Lieben – ja, aber ohne Hektik. Ich genieße das Gefühl, dass das Jahr nun zu Ende geht und die Welt ein bisschen stehen bleibt, halte Rückblick mit Freunden und schaue mit Zufriedenheit auf das, was gelungen ist. Lasse die Probleme und Schwierigkeiten des Jahres Revue passieren und freue mich, dass Vieles, was mich gesorgt hat, nun gelöst und bewältigt ist. Ganz von alleine sortiert sich dabei auch Manches, was das nächste Jahr betrifft. Statt angestrengt das Jahr zu planen, spinne ich in Gesprächen Visionen und ganz von alleine formt sich das Neue. So fühlen sich Ferien an J

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Weihnachtsmann schreibt "Frohe Weihnachten"