Nicht nur die sind erfolgreich, denen der Erfolg in die Wiege gelegt wurde

In den letzten Jahren ist für immer mehr Menschen eine Gründung in den Bereich des Möglichen gerückt. Die meisten von ihnen wollen nicht ein Unternehmen a la Siemens gründen, sondern eine Idee verwirklichen, ihren Lebensunterhalt auf eine Weise sichern, die sie erfüllt und die ihnen Spaß macht. Wenn die Unternehmen größer werden, dann hat das etwas mit der Sache zu tun – eine Gaststätte oder eine Eisdiele zu führen, ist alleine zu aufreibend; ein Zeichenbüro mit guten Aufträgen braucht Mitarbeiter, die Öffnungszeiten eines Bioladens lassen sich alleine nicht abdecken.

Hinter diesen Unternehmen stehen eine oder mehrere Personen mit ihren Wünschen, Eigenschaften und Fähigkeiten, die Urheber und Motor der Gründung sind.

Die Gründer dieser Unternehmen sind im Regelfall nicht als zukünftige Unternehmer geboren worden, sondern haben sich irgendwann gefragt: „Vielleicht ist das eine Option mit der Selbständigkeit. Soll ich das wirklich machen? Wird mich das glücklich machen? Ist eine Selbständigkeit so, wie ich sie mir vorstelle? Welches Risiko gehe ich ein – finanziell und menschlich? Was kommt da auf mich zu?“

Sich selbständig zu machen, ist dann nicht nur eine betriebswirtschaftliche Frage – Wie muss man das Ganze aufziehen? Wie hoch sind die Umsatz- und Rendite-Möglichkeiten? -, sondern eine Frage der persönlichen Lebens- und Berufswegplanung.

Solo- bzw. Kleinunternehmer sind eine besondere Gruppe von Unternehmern. Ähnlich wie bei Familienunternehmen sind ihre Gründungen dadurch gekennzeichnet, dass Gründung und Privatleben sich nicht klar voneinander abgrenzen lassen. Wer sich selbständig macht, ist kein „homo oeconomicus“, kein rein rational denkender Mensch, der seine Chancen ausrechnet, sondern ein Mensch mit beruflichen und persönlichen Erfahrungen, mit Wünschen und Ängsten. Voraussetzung dafür sich erfolgreich selbständig zu machen, ist, dass es gelingt, sein inneres Team an Kritikern, Besserwissern, Antreibern und Ängstlichen so zu managen, dass dabei produktives Handeln entstehen kann.

Heldengeschichten – ob Aschenputtel oder Der Herr der Ringe – beschreiben anschaulich, dass Menschen zum Helden erst reifen und die Qualitäten entwickeln müssen, die alles zum guten Ausgang wenden. Oder zeigen, dass es gerade nicht Heldenmut und Arroganz und die Vorstellung zu Größerem geboren zu sein, sind, die zum Erfolg führen, sondern dass Sie so wie Sie sind, mit den Ressourcen, die Sie haben, mit Angst und auf unkonventionellen Wegen Erfolg haben können. Erfolgreich ist am Ende in diesen Märchen meist der Outsider: der jüngste Sohn oder die jüngste Tochter, das Aschenputtel oder der Tolpatsch. Neue, nicht bewährte Wege führen zum Erfolg. Diese jahrtausendealte Weisheit von Geschichten sollten wir nutzen und uns nicht weniger zugestehen, wenn wir aufbrechen, unsere Visionen zu realisieren.

Märchen lassen sich lesen als weiter gegebenes Wissen darüber, wie Veränderung oder Neu-Aufbruch gelingen. Zu Beginn steht meist ein Held (manchmal auch eine Heldin), der nicht bleiben will oder kann, wo er bisher war. Seine Qualitäten werden vielleicht nicht hinreichend gewürdigt. Es fehlen existenzielle Lebensgrundlagen. Er bricht auf in eine ungewisse Zukunft. Noch fehlen ihm die erforderlichen Eigenschaften und Attribute, um die Prinzessin zu erringen, den Drachen zu besiegen und am Ende König zu werden. Der Jüngste, der Knappe oder der Tolpatsch muss erst unterwegs Aufgaben bewältigen und Zauberkräfte und Unterstützer gewinnen, damit er zum Helden werden und am Ende gewinnen kann. Das Aschenputtel muss mutig zum Ball gehen, um Königin zu werden.

Um Ihre Ziele zu erreichen, müssen auch Sie sich wahrscheinlich auf die Reise machen, sich Ihren persönlichen Drachen zu stellen und zum Helden (oder zur Heldin) erst werden. Dann geht am Ende alles gut aus.

Oder wie es in „Best Marigold Hotel“ heißt: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.“

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